Kurt Tucholsky (geboren am 9. Januar 1890 in Berlin; gestorben am 21. Dezember 1935 in Göteborg) war ein deutscher Journalist und Schriftsteller. Er veröffentlichte nicht nur unter eigenem Namen, sondern auch unter den Pseudonymen Kaspar Hauser, Peter Panter, Theobald Tiger und Ignaz Wrobel. Kurt Tucholsky war einer der bedeutendsten Publizisten der Weimarer Republik und Mitherausgeber der Zeitschrift »Weltbühne« (Bild Sonja Thomassen, Lizenz GFDL 1.2 Wikipedia).
Daneben war Kurt Tucholsky als Kabarett- und Romanautor, Lyriker, Kritiker und Verfasser von Liedtexten tätig. Er verstand sich als Antimilitarist und linker Demokrat, Sozialist, Pazifist und Antimilitarist und warnte vor der Erstarkung der politischen Rechten – insbesondere dem Nationalsozialismus.
In dem 1929 erschienenen Buch »Deutschland über alles« spricht Kurt Tucholsky über falschen Patriotismus und über die „stille Liebe zu unserer Heimat“:
„Aus Scherz hat dieses Buch den Titel „Deutschland über alles“ bekommen, jenen törichten Vers eines großmäuligen Gedichts. Nein, Deutschland steht nicht über allem und ist nicht über allem – niemals. Aber mit allen soll es sein, unser Land. Und hier stehe das Bekenntnis, in das dieses Buch münden soll: Ja, wir lieben dieses Land! Und nun will ich euch mal etwas sagen: Es ist ja nicht wahr, dass jene, die sich „national“ nennen und nichts sind als bürgerlich-militaristisch, dieses Land und seine Sprache für sich gepachtet haben. Weder der Regierungsvertreter im Gehrock, noch der Oberstudienrat, noch die Herren und Damen des Stahlhelms allein sind Deutschland. Wir sind auch noch da.
Sie reißen den Mund auf und rufen: „Im Namen Deutschlands …!“ Sie rufen: „Wir lieben dieses Land, nur wir lieben es.“ Es ist nicht wahr. Im Patriotismus lassen wir uns von jedem übertreffen – wir fühlen international. In der Heimatliebe von niemand – nicht einmal von jenen, auf deren Namen das Land grundbuchlich eingetragen ist. Unser ist es. Und so widerwärtig mir jene sind, die – umgekehrte Nationalisten – überhaupt nichts mehr Gutes an diesem Land lassen, kein gutes Haar, keinen Wald, keinen Himmel, keine Welle – so scharf verwahren wir uns dagegen, nun etwa ins Vaterländische umzufallen. Wir pfeifen auf die Fahnen – aber wir lieben dieses Land. Und so wie die nationalen Verbände über die Wege trommeln – mit dem gleichen Recht, mit genau demselben Recht nehmen wir, wir, die wir hier geboren sind, wir, die wir besser deutsch schreiben und sprechen als die Mehrzahl der nationalen Esel, mit genau demselben Recht nehmen wir Fluß und Wald in Beschlag, Strand und Haus, Lichtung und Wiese: es ist unser Land.
Wir haben das Recht, Deutschland zu hassen – weil wir es lieben. Man hat uns zu berücksichtigen, wenn man von Deutschland spricht, uns: Kommunisten, junge Sozialisten, Pazifisten, Freiheitsliebende aller Grade; man hat uns mitzudenken, wenn „Deutschland“ gedacht wird … wie einfach, so zu tun, als bestehe Deutschland nur aus den nationalen Verbänden. Deutschland ist ein gespaltenes Land. Ein Teil von ihm sind wir. Und in allen Gegensätzen steht – unerschütterlich, ohne Fahne, ohne Leierkasten, ohne Sentimentalität und ohne gezücktes Schwert – die stille Liebe zu unserer Heimat.“