Mit dem Bau der Mauer 1961 wurden die Deutschen in Ost und West für viele Jahre voneinander getrennt. Die Grenze verlief mitten durch die Familien. Weihnachten 1961 stellten die Menschen in West-Berlin und Westdeutschland Kerzen in die Fenster: Ein stiller Gruß für die „Brüder und Schwestern“ im anderen Teil Deutschlands.
Stolz wie Oskar
Auch bei uns zu Hause wurden Kerzen in die Fenster gestellt. Damit wollte unsere Familie die Solidarität mit den Deutschen im „Osten“ zum Ausdruck bringen. Das taten wir nicht nur im Jahr 1961, sondern auch schon vorher und noch lange Zeit danach. Irgendwann durfte ich selbst die Kerzen in die Fenster stellen. Meine älteren Geschwister mokierten sich darüber, mit welcher Inbrunst der „kleine Knirps“ das Ritual vollzog.
Unverständnis
Als ich nach dem Fall der Mauer Freunden aus der DDR davon berichtete, erntete ich ein mildes Lächeln – oder sogar empörte Mienen. Das Ritual wurde nicht verstanden – und sogar als Ausdruck westlicher Überheblichkeit gewertet.
Das Gegenteil war der Fall gewesen.