Nachdem ich von der Schule abgegangen war, wollte ich als Decksmann zur See fahren. Doch mein Vater war nicht einverstanden. Auch meinen Wunsch, Binnenschiffer zu werden, lehnte er ab. Also entschloss ich mich für einen Umweg: Ich bewarb mich um einen Ausbildungsplatz als Elektro-Installateur, um später als Bord-Elektriker auf einem Schiff anheuern zu können. Doch ich fand keinen Betrieb, der mich ausbilden wollte. Meine Schulnoten waren zu schlecht.
Deshalb arbeitete ich weiterhin als Tagelöhner im Hafen. Dann erhielt ich die berühmte zweite Chance – und begann eine Ausbildung in einer Glasformenfabrik.
In der Fabrik gab es keine Kantine, sondern nur einen großen Pausenraum. Eine Großküche lieferte täglich in Schalen aus Alufolie das Mittagessen für die Belegschaft und stellte in zwei Blechkübeln den „Nachschlag“ bereit: einen Kübel mit Kartoffeln, den anderen mit Gemüse. Das Angebot der Großküche wurde von fast allen Arbeitern genutzt. Nur wenige von ihnen brachten im „Henkelmann“ das Essen von zuhause mit.
Die Essensreste am Ende der Pause
Die Ausbildungsvergütung, die ich erhielt, war gering. Aufgrund der Miete, die ich zu zahlen hatte, reichte der Betrag hinten und vorne nicht. Daran änderte auch das Wohngeld nichts, das ich vom Wohnungsamt erhielt. Deshalb wollte ich beim Mittagessen sparen. Statt das Essen der Großküche zu bestellen, bediente ich mich am Ende der Pause von den Essensresten, die in den Kübeln übrig geblieben waren.
Der Betriebsratsvorsitzende …
Der Betriebsratsvorsitzende sah das nicht gerne – und sprach schon bald ein „Machtwort“: Er verbot mir die Essensreste, weil der „Nachschlag“ nur denen zustünde, die für das Essen zahlten. Mit Hilfe der Lehrlingskollegen umging ich das Verbot. Sobald der erste von ihnen mit dem Essen fertig war, füllte er „Nachschlag“ in seine leere Schale. Er aß noch einen oder zwei Happen – und reichte danach die gefüllte Schale an mich weiter.
… und dessen Verbotsgründe
Der Betriebsratsvorsitzende hatte gute Gründe, mir die Essensreste zu verweigern. Aber das erfuhr ich erst später. Er wohnte mit seiner Familie außerhalb der Stadt und besaß ein Grundstück, auf dem er ein Schwein hielt. Die Essensreste nahm er abends mit nach Hause, um sie an das Schwein zu verfüttern. Einen „Mit-Esser“ wollte er nicht dulden.
Der Lehrling sollte dem Schwein nicht das Essen wegfressen.